
14 Nov Die Psychocouch
SCARLET AND THE SPOOKY SPIDERS – genießt feinsten Horror Rock’n’Roll auf “Weird Creatures”
Und nun zu etwas völlig anderem … SCARLET AND THE SPOOKY SPIDERS haben mit “Weird Creatures” (Cavity Records) ein herausragendes Album veröffentlicht, dass irgendwo zwischen THE DAMNED und den späten SISTERS OF MERCY verortet werden kann, gemischt mit einigen Glam-Momenten à la NEW YORK DOLLS und Deathrock (die Band war auf einem der “New Dark Age”-Sampler des coolen Underground Labels Strobelight Records vertreten), während andere Bestandteile klingen, als treffe DAVID BOWIE auf die MISFITS oder als habe ALICE COOPER seinen Spaß daran, mit einem Sarg zu surfen. Hier und da benimmt sich ein Haufen untoter Typen, als wolle er Guns’n’Posers postum zeigen, wo es langgeht.
Man kann die Band unter Horrorpunk einsortieren, aber nur, wenn man nicht erwartet, dass ihre Musik nach den Formeln einer eng gefassten Stilschublade funktioniert. Man kann es auch dunklen Rock’n’Roll nennen und einfach die Energie der Songs genießen, die gut geschrieben, arrangiert und produziert sind.
Nehmt Platz im alten Schaukelstuhl (aber stellt sicher, dass sich dort nicht vorher schon ein Geistbreit gemacht hatt) und freut euch über die netten, kleinne Überraschungen wie die Surf-Gitarre in “Dr. Doom” oder den fluffigen Beat in “Queen Of Pain”, der mich an IGGY POPs “Lust For Life” erinnert.
Ihr werdet es nicht bereuen, die akustische Geisterbahnfahrt angetreten zu haben.
Die Einflüsse mögen beängstigend vielfältig sein, aber das Quintett schafft es, sie alle als eigenen, vielseitigen Bandsound zusammentzuhalten. Darüber hinaus sind die Musiker technisch in der Lage mit den Genres zu spielen. Vor allem der Gesang von Scarlet Spider und die Gitarren von Evil T. und Lurch zeigen eine große Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten – von roh und Garage-beeinflusst bis schmutzig und bluesig. Schlagzeuger Emilio “Dave” und Bassistin Deathwish liefern ein zuverlässiges Fundament, wenn die Band “To The Beach” anstimmt – einen Party-Song, der zwischen den surfpunk-Hymnen von PSYCHOTIC YOUTH oder den frühen HITMEN platziert werden könnte.
Ich will übrigens nicht verhehlen, dass ich schon immer eine Schwäche für Bassistinnen hatte. Von daher würde ich sagen: Nehmt das visuelle Vergnügen als Bonus zu einem kommt wirklich überzeugenden musikalischen Paket mit. Übrigens: Ein Bandfoto zeigt, dass Deathwish einen ähnlichen Gefallen an schaurig hochhackigen Stiefeln zu finden scheint, wie ihn Poison Ivy von den CRAMPS auf dem Cover zu “Flame Job” durchschimmern ließ. Wie auch immer… ein paar Minuten später steuert die Rhythmusgruppe ein paar unterschwellige Grooves zum kraftvollen “Bang Bang” bei und rockt unbeirrbar geradeaus, wenn SCARLET AND THE SPOOKY SPIDERS der “Snake Mother” einen Besuch abstatten. Dieses Lied ist auch ein schönes Beispiel für die Selnstverständlichkeit, mit der die Italiener ihr Potenzial für effektvolle Arrangements nutzen: Im letzten Part schwenken die Vocals überraschend in gotische Gefilde um und die Stimmung wird unheimlicher…
Ich hoffe, wir können uns darauf einigen, dass eingängige Songs über Sex-Vampire. die Unterwäsche mit ihren Röntgenaugen scannen oder über die Besessenheit vom “Zombie Dance” in Verbindung mit lauten Gitarren eine Menge Spaß machen? Wenn Euch einige der Vergleiche in diesen Zeilen befremden: Macht kein Aufhebens davon: “Weird Creatures” klingt nicht wie diese Einflüsse. Es absorbiert sie, um sie zu Bestandteilen eines schnuckeligen neuen Monsters zu machen, das geboren wurde, um Ärsche zu treten. Wagt es, dieses Biest zu treffen und entscheidet elbst. Ich habe meine Wahl getroffen.
Hier ist ein Promoclip von 2012 für den ersten Höreindruck:
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